Eine Kundin hat mich dieser Tage auf ein Buch aufmerksam gemacht. Sie kam um halb sechs Uhr am Abend ins Geschäft in Reichenthal mit der Frage: „Was habt’s denn noch? Auf die Antwort, dass nicht mehr viel Auswahl da sei, meinte sie nur: „Das passt schon – ich nehm‘ ein Brot, das noch da ist.“ So eine Aussage ist eher selten. Meist wollen Kund/innen ein bestimmtes Brot und sind enttäuscht, wenn es nicht mehr im Regal ist. Darum hab‘ ich mich näher dafür interessiert, warum sie sich nicht festlegen wollte. „Als Konsumentin muss man auch lernen, dass man so knapp vor Ladenschluss nicht mehr die volle Auswahl an Brot fordern kann. Sonst setzen wir die Bäcker unter Druck, mehr zu produzieren, als sie verkaufen können und dann wird’s womöglich weggeworfen“, gab sie mir zur Erklärung.
Die Kundin hatte das Buch „Besser Essen – Mit Genuss die Welt verändern“ gelesen, das der Umwelt-Landesrat Rudi Anschober herausgegeben hat*. Darin werden neben vielen Rezepten auch Tipps gegeben, wie man der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken kann.
Gerne gebe ich den Buchtipp an die Leserinnen und Leser dieses Blogs weiter. Wenngleich ich der Kundin natürlich schon erklärt habe, dass bei uns Brot vom Vortag nicht auf dem Müll landet. Wir machen aus Semmeln Brotbrösel und Knödelbrot, wir verarbeiten Steinofenbrot zu feinem Edelbrand, wir verschenken Brot und Mehlspeisen an Sozialmärkte und Vereine und was dann noch übrig bleibt, nährt bei einem Bauern Schweinderl, die später köstlichen Speck abgeben.
Der Grundaussage des Buches, dass wir unseren Lebensmitteln wieder mehr Wert zumessen müssen und der verantwortungsvollen Erzeugung Respekt und Anerkennung zollen, stimme ich als Handwerksbäcker aber voll zu.
Euer Brotschafter Martin Bräuer
*Verlag styria regional, ISBN 978-3-7012-0125-9
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